Türme auf den Dachterrassen des Duomo di Milano | Milano, Italia
Ich dachte mir, wenn ich schon nach Milano fliege, bringe ich auch ein Stück Bella Italia mit nach Hause. Selbstverständlich - wie könnte es anders sein - vor allem für die Dame des Hauses etwas aus der Stadt der Mode. Aber glaubt mir, das war gar nicht so einfach…
Zunächst wurde ich von Werbetafeln fast erschlagen, amerikanischer Marken wohlgemerkt, und das mitten in Italien. Beinahe wäre ich geneigt gewesen zu sagen "Früher hätte es so etwas nicht gegeben", aber wer will denn schon klagen. Damals war schließlich auch Mussolini an der Macht , besser bekannt als der "Duce del Fascismo" (Führer des Faschismus). Na, dann doch lieber die Werbung.
Vor dem Mailänder Dom verfolgte mich die Polizei, die stets "freundlichen" Carabinieri. Wobei ich mir bis heute nicht sicher bin, ob man es wirklich auf mich oder den rasanten Fahrradfahrer mitten in der Fußgängerzone abgesehen hatte. Ihr müsst wissen, Fahrradfahrer sind in der Hauptstadt der Mode eine äußerst seltene und daher von Grund auf höchst verdächtige Spezies. Welche italienische Frau oder welcher Mann von Welt fährt schon Fahrrad!?
Blick von der Piazza del Duomo | Milano, Italia
Duomo di Milano | Milano, Italia
Endlich dann die Shoppingmeile im Blick, die berühmte Galleria Vittorio Emanuele II. (jener regierte Italien im 19. Jahrhundert noch ganz normal monarchisch). Mit letzter Kraft rannte ich hinein – und dann das: Alle Geschäfte zu! Nix! Niente! Nulla! (wie die Italiener so schön zu sagen pflegen).
Glaubt mir, ich hätte wirklich gerne etwas mitgebracht. Aber wer kann schon ahnen, dass die so früh zumachen. Normalerweise machen die doch gefühlte (oder echte?) vier Stunden zwischen 12 und 16 Uhr Mittagspause und haben dann abends ewig offen.
Zum Trost ein Blick ins Schaufenster - übrigens vom Franzosen Louis Vuitton - und das Preisschild gleich dazu. Irgendwie kamen mir die Preise ganz schön spanisch vor (von oben nach unten: Hartschalenetui 340 €, Geldbörse 480 €, Handtasche 1.090 €, Schuhe 610 €). Na, das zahlen wir ja aus der Portokasse! Blöd nur, dass halt leider zu ist.
Galleria Vittorio Emanuelle II. - Blick von der Piazza del Duomo | Milano, Italia
Galleria Vittorio Emanuelle II. - Innenansichten | Milano, Italia
Also nix wie raus hier. Doch des Elends nicht genug: Eine Horde asiatischer Touristinnen stellte sich mir in den Weg. Hä? Was ist nur mit meinen Augen los? Oder spinnt meine Kamera? Nachdem organische und digitale Technik überprüft und für funktionsfähig befunden wurden, gab es nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder das war die aktuelle Mode in Wo-auch-immer-in-Asien oder ich war doch einfach nur noch benebelt ob der Preise, die sich mir gerate feilboten?
Touristen auf der Piazza del Duomo | Milano, Italia
Ich verstand die Welt nicht mehr. Wo war ich überhaupt? Fassen wir mal zusammen: Amerikanische Werbung, faschistische Diktatur, französische Mode, spanische Preise, japanische Touristinnen... Ein wenig überirdischer Beistand konnte da nicht schaden.
Ich rettete mich auf das Dach des Doms – ein traumhafter Ort!
Und das ist jetzt ausnahmsweise mal Ernst gemeint: Wer nach Milano kommt, darf diesen Ort nicht missen. Die Terrazze del Duomo (auf den Dächern des Mailänder Doms). Nirgendwo sonst findet man mitten in der Stadt eine solch friedliche Stille, einen grandiosen Ausblick über die ganze Stadt und das ganze ausschließlich umringt von feinstem Candoglia-Marmor vom Lago Maggiore. Auf 8.000 m² kann man wortwörtlich über der Stadt spazieren und die 135 Turmspitzen des Mailänder Doms bewundern. Wer dies zu Beginn oder zu Ende der Öffnungszeiten tut, hat beste Chancen darauf, auch noch ganz alleine dort zu sein. (Öffnungszeiten vorher hier checken).
Dachterrassen auf dem Duomo di Milano | Milano, Italia
Aber irgendwann wurde auch dort abgesperrt, schließlich wollten die Geistlichen auch mal ihre Ruhe. Also doch besser wieder runter, bevor ich noch dort übernachten musste. Es war inzwischen Abend geworden. Der Dom leuchtete, die Galleria leuchtete mit um die Wette.
Aussichten von der Piazza del Duomo | Milano, Italia
Ohne größere Vorkommnisse fand ich den Weg zurück in mein Hotel - allerdings auch ohne Mode. Müde, aber glücklich fiel ich sofort ins Bett. Übrigens in meinen schwedischen Boxershorts (bei deren Kauf ich geschätzte 380 € gegenüber den heute zu Gesicht bekommenen Preisen gespart hatte). Buona notte, Milano.
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