Engelsburg mit Engelsbrücke  |  Castel Sant'Angelo & Ponte Sant'Angelo
Juni 2020: Zum 10. Hochzeitstag wollte ich meiner Liebsten eigentlich eine Reise in unsere ganz persönliche Stadt der Liebe schenken: ROMA - Amore Mio!
Eigentlich - weil im Februar 2020 nämlich Corona (COVID-19) nach Italien, Deutschland und den Rest Europas kam und uns leider in den folgenden Monaten/Jahren auf der ganzen Welt vor Augen führte, wie verwundbar die Menschheit doch ist - nur durch ein kleines, unsichtbares Sch*** Virus.
Jetzt ergab es sich aber so, dass im Juni 2020 die Corona-Maßnahmen (Lockdown & Co.) wieder aufgehoben waren, so dass wir am eigentlichen Hochzeitstag schön essen gehen und ausführlich über das Geschenk / den Traum unserer Romreise sprechen konnten. Selbstverständlich wurde die Sehnsucht dadurch nicht besser - doch die Coronalage schon. Kurzum, nach Abwägen aller Chancen und (zu dem Zeitpunkt) überschaubarer Risiken, hatten wir den ersten Flug gebucht, den die Lufthansa nach dem Lockdown wieder nach Rom anbot: Am 01.07. morgens ging's los.
Gespenstische Leere und Stille am Frankfurter Flughafen, Terminal 1,  Bereich A. Dort, wo eigentlich Tausende Menschen im Minutentakt ihre Flüge in alle Welt nehmen. Und mittendrin im Nichts: die drei Davids. Das hatte auch was Gutes. So liefen wir wenigstens nicht Gefahr, im (nicht vorhandenen) Getümmel unser Kind zu verlieren.

Links: Flughafen Frankfurt Terminal 1  |  Rechts: Während des Flugs mit Maske (und ein kleines bisschen Effektfilter)

In Rom angekommen war schnell klar, dass die sonst so chaotischen Italiener, für die Regeln grundsätzlich als gut gemeinter Rat mit ganz viel Spielraum zur Auslegung gelten, es mit den Corona-Regeln ganz besonders ernst nahmen. Tragischerweise hatte das Virus Italien als erstes Land in Europa unvorbereitet und volle Breitseite erwischt. Viel zu viele Menschen starben, bevor es auf dem Rest des Kontinents weiterging. Die Menschen dort hatten viel mitgemacht und waren weit mehr als wir in Deutschland sensibilisiert auf Abstand - Hygiene - Alltagsmaske.
4 Monate Lockdown hatten die Römer hinter sich. Man durfte sich nur 200 m um sein Haus herum bewegen, ansonsten nur für Lebensmitteleinkäufe, zur Arbeit oder aus medizinischen Gründen den Radius verlassen. 4 Monate lang! Ohne Unterbrechung!
Jetzt, nachdem der Lockdown gerade erst überstanden war, wurde überall, wirklich überall streng auf die Einhaltung der Regeln geachtet. Beim Betreten jedes Geschäfts, jeder Eisdiele, jedes Restaurants galt Maskenpflicht und Händedesinfektion. Wer am Desinfektionsspender vorbeilief, wurde gnadenlos zurückbeordert oder freundlich (und seeeeehr bestimmt) dazu aufgefordert, das Geschäft umgehend zu verlassen. Wenn man aus einem Geschäft mit frisch desinfizierten Händen rauskam und direkt daneben ins nächste ging, stand wiederum Händedesinfektion an. Bei sämtlichen Sehenswürdigkeiten wurde zusätzlich vor dem Betreten eine Messung der Körpertemperatur auf der Stirn vorgenommen.
Es herrschte Null Toleranz! Kein Römer hätte auch nur einen Gedanken daran verschwendet, seine Schutzmaske unterhalb der Nase zu tragen. Und das war gut so. Wir haben uns dort sicherer gefühlt als zuhause in Deutschland, wo zu der Zeit immer mehr Coronaleugner auf die Straßen gingen und sich kaum an Regeln hielten.

Piazza della Rotonda mit Pantheon

Wir wohnten mitten im Zentrum, in einer schnuckeligen, kleinen Gasse. Fußläufig keine 5 Minuten zur Piazza Navona mit dem berühmten Vier-Ströme-Brunnen (Fontana dei Quattro Fiumi) und der Piazza della Rotonda mit den mächtigen Säulen des noch mächtigeren Pantheons. Und egal wo wir waren, waren wir fast ausschließlich unter Italienern. Cafés, Restaurants und Geschäfte durften erst seit kurzem wieder öffnen. So waren kaum Touristen da. Aber überall begann das römische Straßenleben gerade erst wie frisch aus der Erde geschlüpfte Jungpflänzchen neu zu erblühen.

Fontana del Moro  |  Piazza Navona

Was wir in unseren Tagen dort erleben durften, wird uns für den Rest unseres Lebens nicht mehr loslassen:
ROMA - SO PRIVAT WIE NIE!
Ich könnte stundenlang davon schreiben. Besser nicht. Daher im Folgenden nur meine Top 5 Erlebnisse in Kurzfassung.

Säulengang auf dem Petersplatz  |  Piazza San Pietro

05. Die Vatikanischen Museen. Einlass gab es nur mit Termin zu einer festen Uhrzeit mit einer maximalen Toleranz von 15 Minuten. Das will schon was heißen in Bella Italia, wo man normalerweise zu einer Verabredung frühestens eine halbe Stunde nach der vereinbarten Zeit anfängt, darüber nachzudenken, vielleicht langsam mal loszugehen. Für uns Deutsche war das natürlich kein Problem ("Nationalitäts-Schäm!"). Ohne stundenlanges Anstehen einfach direkt zur gebuchten Zeit rein - das hatte schon was Exklusives. In den riesigen Ausstellungen fühlte es sich ein wenig so an, wie wenn man als Schlossherr durch seine persönlichen Privatsammlungen wandelt.

Links: Statue  |  Rechts: Deckenmalerei in den Vatikanischen Museen

Die berühmte Laokoon-Gruppe  |  Der Todeskampf Laokoons und seiner beiden Söhne

Am Ende dann das Highlight: sich mit nur wenigen anderen Menschen in der Sixtinischen Kapelle von den unbeschreiblich detailreichen, sagenhaften Malereien Michelangelos, Botticellis, Peruginos (und wie sie alle heißen) die Sprache verschlagen zu lassen. Für Kinder und Erwachsene gleichermaßen ein riesiges Wimmelbild über alle vier Seiten des Raums und die bombastische Decke mit der berühmten Szene der Erschaffung Adams durch den ausgestreckten Zeigefinger des Gottvaters.
--- Mist! Absolutes Fotografierverbot! ---

Spiraltreppe am Ausgang der Vatikanischen Museen  |  Die einfach so schön ist, dass man sie von oben / neben / unten zeigen muss

Auch der Petersdom an sich mit seinen ohnehin gewaltigen Dimensionen wirkte menschenleer noch ein wenig überheblicher und furchteinflößender als sonst. Wohingegen fast ganz alleine oben auf der Kuppel des Petersdoms zu stehen mit der prächtigen, der ewigen Stadt unter seinen Füßen liegend, nunmal auch etwas für sich hatte. Trotz der ganzen atemberaubenden Momente: Zuvor mussten wir die 551 Treppenstufen hoch zur Kuppel erstmal nehmen. Oben angekommen sind diese Strapazen allerdings im Nu vergessen. Versprochen.

Blick von der Kuppel des Petersdoms  |  Über den Petersplatz und die ewige Stadt

04. Das beste Eis der Stadt: egal wo - überall am Besten! Aber bei dem einen oder anderen natürlich noch Besterer 😜. Selbstverständlich ungeschlagen ist die Gelateria della Palma mit ihren 150 verschiedenen Eissorten. Allerdings wurde dort das Privatsein auch schnell zu einem peinlichen Moment: Wenn man als einzige Kunden zu dritt vor der unlösbaren Familienaufgabe steht, nur zwei oder drei Kugeln pro Person auswählen zu können (weil man mehr einfach nicht schafft), während hinter den Theken vier Bedienungen und ein weiterer Fünfter hinter der Kasse geduldig warten, weil sie froh sind, dass überhaupt wieder Gäste kommen. Bloß kein Druck... Mal schnell durchgerechnet: 150 Eissorten in fünf Tagen - das sind schlappe 30 Sorten pro Tag. Challenge accepted!
Aber auch die Gelateria Venchi überzeugt mit ihrer riesigen Wand fließender, echter Schokolade und der Eissorte "Apero' Spritz" - ein Gedicht für die Geschmacksknospen!
03. Privatführung durchs Kolosseum & bester Spritz der Stadt mit der wunderbaren Deutschen Römerin Annett, www.deutsche-roemerin.com/de. Annett konnte unglaublich fesselnde Geschichten über das Kolosseum erzählen. Ich sag nur "Schiffe versenken" - das glaubt einem kein Mensch, wenn man es nicht selbst von Annett gehört hat. Sie kennt Geschichten, die man garantiert nicht in irgendwelchen 08-15 Reiseführern finden kann. Zum Beispiel hatten die separaten Sitzplätze von Männern und Frauen auf den Tribünen des Colosseo nicht im Geringsten etwas mit Geschlechtertrennung oder nicht vorhandenen Frauenrechten zu tun, sondern hingegen ganz pragmatische Gründe. All das und noch so viel mehr kann euch nur Annett erzählen. Unser Sohn klebte 3 Stunden lang an ihren Lippen und war danach total platt. Großartig!
Traditionell endet bei Annett jede Führung bei Stefano mit seiner kleinen Osteria und dem besten Apero' der Stadt, lecker!

Kolosseum  |  Colosseo

02. Der Trevibrunnen (Fontana di Trevi). Es war schon ein ziemlich ergreifender Augenblick, mit nur 25 anderen Menschen (ja, 25, nicht 2.500!) ungestört am berühmtesten Brunnen der Welt zu verweilen. Mit Worten kann ich nicht beschreiben, wie laut das Wasser im insgesamt 50 m breiten Meisterwerk aus feinstem Tivoli-Travertin und Carrara-Marmor die verschiedenen Ebenen herunterrauschte. Normalerweise geht das Rauschen größtenteils im noch viel lauteren Durcheinandergerede der sonst so vielen Menschen dort unter. Es war so ein Moment, der der Anmut dieses Kunstwerks (endlich mal) gerecht wurde. Etwas, das man zu normalen (coronafreien) Rom-Zeiten nicht einmal nachts um 4 Uhr erleben kann. Wirklich überwältigend!

Trevibrunnen  |  Fontana di Trevi

01. Vespatour durch die ewige Stadt: über die sieben Hügel Roms, durch die engen Gassen und mit 70 km/h in der 30er-Zone - NORMAL!
Die Vespatour mit Alex, ebenfalls vom Team der Deutschen Römerin, www.deutsche-roemerin.com/de war unser absolutes Familienhighlight, weil es uns Dreien gleichermaßen viel Thrill und Spaß gegeben hat. Luzi bei Alex hinten auf der Vespa in Mega-Schockstarre, immer nur Luft holend, wenn Alex vor (bzw. eher hinter) der roten Ampel wartete. Joshua quiekte vor Freude auf dem Sitz hinter mir. Es konnte ihm nicht schnell genug gehen. Vor allem war es besonders wichtig, sich vor der Ampel an allen wartenden Autos vorbei bis ganz nach vorne zu drängeln, um dann mit 'nem Turbostart alle anderen Vespafahrer bei Grün abzuhängen - alla Italiana eben!
Ohne Alex und Luzi haben wir zwei Männer dann später noch den achten Hügel Roms erkundet. Der Gianicolo-Hügel gehört nicht zu den ursprünglichen 7, auf denen Rom erbaut wurde. Er bietet aber einen phantastischen Ausblick über die ganze Stadt und den Vatikan, außerdem eine für die meisten Touristen gänzlich unbekannte monumentale Brunnenanlage und einen schnuckeligen, schnörkeligen Leuchtturm (für die Schiffe des noch ca. 25 km entfernten Meeres?!?).
Und worauf wir ganz besonders stolz sind: Unser zehnjähriger Sohn (zum ersten Mal in Rom) hat nicht nur die gesamten Tage über stillschweigend leidend über sich ergehen lassen, was seine Eltern noch alles sehen und erleben wollten. Nein, wir haben es sogar geschafft, ihn mit unserer Liebe zu Rom anzustecken und die ganz besondere Aura dieser großartigen Stadt fühlen zu lassen.
Und ich fange ab sofort an, für unseren Altersruhesitz in der geliebten Stadt zu sparen...
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